In diesem Blogartikel wird erklärt, was barrierefreie Apps sind und wie diese gefunden werden können.
Was sind Apps bzw. mobile Apps?
Als App bzw. mobile App wird eine Anwendungssoftware für Mobilgeräte beziehungsweise mobile Betriebssysteme bezeichnet. Mobile Betriebssysteme sind zum Beispiel Android und IOS.
Obwohl sich der Begriff App bzw. bzw. mobile App auf jegliche Art von Anwendungssoftware bezieht, wird er im deutschen Sprachraum oft mit Anwendungssoftware für Smartphones, iPhones, iPads und Tablets gleichgesetzt. Bei mobile Apps wird zwischen nativen Apps, die nur auf einer Plattform funktionieren, und plattformunabhängigen Web-, Hybrid- und Cross-Plattform-Apps unterschieden.
Barrierefreie Apps – Definition
Apps sind dann barrierefrei, wenn sie so programmiert bzw. entwickelt wurden, dass sie von allen Menschen, auch von Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen, uneingeschränkt bedient werden können.
Barrierefreie Apps – Behindertengleichstellungsgesetz – BGG
Im Behindertengleichstellungsgesetz – BGG § 12a Barrierefreie Informationstechnik steht:
(1) Öffentliche Stellen des Bundes gestalten ihre Websites und mobilen Anwendungen, einschließlich der für die Beschäftigten bestimmten Angebote im Intranet, barrierefrei. Schrittweise, spätestens bis zum 23. Juni 2021, gestalten sie ihre elektronisch unterstützten Verwaltungsabläufe, einschließlich ihrer Verfahren zur elektronischen Vorgangsbearbeitung und elektronischen Aktenführung, barrierefrei. Die grafischen Programmoberflächen sind von der barrierefreien Gestaltung umfasst.
(7) Der Bund wirkt darauf hin, dass gewerbsmäßige Anbieter von Websites sowie von grafischen Programmoberflächen und mobilen Anwendungen, die mit Mitteln der Informationstechnik dargestellt werden, aufgrund von Zielvereinbarungen nach § 5 Absatz 2 ihre Produkte so gestalten, dass sie barrierefrei genutzt werden können.
Quelle: BGG § 12a Barrierefreie Informationstechnik
Das bedeutet, öffentliche Stellen des Bundes sind zum Einsatz von barrierefreien Apps verpflichtet und Unternehmen sollten barrierefreie Apps einsetzen.
Barrierefreie Apps – Zielgruppe
Wenn Apps barrierefrei entwickelt werden, profitieren alle Menschen davon. In Deutschland leben 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen und 18,4 Millionen Senioren . Für diese 2 Personengruppen ist es sehr wichtig, dass Apps barrierefrei sind. Ich veröffentliche gerne die Zahlen des statistischen Bundesamtes, wenn es darum geht, wieviel Menschen mit Behinderungen in Deutschland leben, weil die Wahrnehmung in unserer Gesellschaft eine ganz andere ist. um es nochmal kurz und knapp auf den Punkt zu bringen:
Ca. 10 % aller Menschen die in Deutschland leben haben eine Behinderung.
Jedoch profitieren auch Menschen ohne körperliche Einschränkungen von barrierefreien Apps. Barrierefreie Apps sind für Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen sinnvoll.
Barrierefreie Apps – Richtlinien zur Zugänglichkeit einer App
Im Englischen wird für Barrierefreiheit der Begriff „Zugänglichkeit“ verwendet. Damit ich nicht immer die gleichen Wörter benutze, verwende ich ab jetzt auch den Begriff Zugänglichkeit.
Damit eine App barrierefrei ist, muss sie bestimmte Kriterien erfüllen. Diese Kriterien werden als Prüfschritte in Richtlinien zusammengefasst. Für barrierefreie Apps gibt es Richtlinien von den Weltunternehmen Google, Microsoft und Apple:
Es kann aber auch die europäische Norm 301 549 verwendet werden.
Kurz zu Erklärung:
Früher gab es in Deutschland die BITV 2.0 als Richtlinie für Barrierefreiheit bei Webseiten. Die BITV gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es die EN 301 549, die für europäische Länder gilt.
Dann gibt es noch die WCAG 2.1. Diese Richtlinie ist eine internationale Richtlinie. Die WCAG kommt zum Einsatz, wenn Sie Webseiten oder im Fall von diesem Blogartikel progressive Web-Apps für Kunden in nicht europäischen Ländern programmieren. Wenn Sie zum Beispiel eine barrierefreie progressive Web-App für einen Kunden in Amerika programmieren, dann kommt die WCAG 2.1 zur Anwendung.
Die Richtlinien für die einzelnen Betriebssysteme sind nicht unbedingt der beste Ratgeber, um eine App zugänglich zu entwickeln. Die Unterschiede sind zum Teil sehr groß.
Ein besserer Ratgeber wäre unter Umständen die europäische Norm 301 549. Da sich diese Norm auf Internetseiten bezieht, ist sie für native Apps auch kein guter Ratgeber. Die bestehenden Richtlinien sind für Entwickler, die kein Hintergrundwissen besitzen, wie behinderte Menschen Mobilgeräte bedienen, schlecht.
Barrierefreie Apps – Programmiersprachen
Die Zahl der Programmiersprachen, mit denen Apps entwickelt werden können, steigt stetig. Ob das unbedingt sinnvoll ist, muss kritisch hinterfragt werden. Hier eine Auflistung der Programmiersprachen mit denen es auch möglich ist eine App zugänglich zu entwickeln:
- Java für Android
- Kotlin für Android
- Swift für IOS
- ObjectiveC für IOS
Progressive Web-Apps werden mit HTML, CSS und Javascript entwickelt.
Barrierefreie Apps – Welche körperliche Beeinträchtigungen sollten unbedingt berücksichtigt werden
Eine barrierefreie App sollte für folgende Menschen mit Behindungen oder anderen körperlichen Einschränkungen unbedingt bedienbar sein:
- Blinde Menschen
- Menschen mit einer Sehbehinderung
- Menschen mit einer Farbfehlsichtigkeit / Farbsehschwäche
- Menschen mit motorisch eingeschränkten Händen
Die Menschen haben körperliche Einschränkungen, die das Bedienen einer App sehr erschweren.
Welche Barrieren gibt es?
Die folgende Auflistung ist nicht vollständig, es sind nur einige Beispiele. Folgende Barrieren verhindern die Zugänglichkeit einer App.
Blinde Menschen arbeiten mit einer Vorlesefunktion. Diese Vorlesefunktion heißt Screenreader. Wenn eine App-Oberfläche für den Screenreader nicht lesbar ist, dann ist die ganze App für blinde Menschen nicht bedienbar. Bilder ohne Alternativtexte sind für blinde Menschen eine Barriere. Sie wissen nicht, was auf einem Bild zu sehen ist, wenn ein Bild keinen Alternativtext hat. In einem Alternativtext soll beschrieben werden, was auf einem Bild zu sehen ist.
Menschen mit einer Sehbehinderung haben Probleme, wenn nicht deutlich zu erkennen ist, welches Bedienelement gerade aktiv ist. Ebenso ist eine Barrierefreie für Menschen die sehbehindert sind, wenn es nicht möglich ist, die Schriftgröße auf der App-Oberfläche anzupassen. Sehbehinderte Menschen die aufgrund einer sehr starken Seheinschränkung ebenfalls einen Screenreader nutzen, profitieren auch davon wenn Bilder einen Alternativtext haben. Wenn ein Bedienelement aktiv ist, sagt man in der Informatik, dass dieses Bedienelement den Tastaturfokus hat. Bei Eingabefelder wird der Textcursor als schmaler senkrechter Strich dargestellt. Menschen die sehbehindert sind, haben große Probleme zu erkennen, welches Eingabefeld gerade den Tastaturfokus hat. Deswegen ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Tastaturfokus bei Bedienelementen gut sichtbar ist. Ich sorge dafür, dass Bedienelente, die den Tastaturfokus besitzen, eine Gelbe Hintergrundfarbe bekommen. Diese Vorgehensweise hat sich in der Praxis bewährt.
Unter Farbsehschwäche versteht man eine erbliche Anomalie der Netzhaut, von der etwa acht bis neun Prozent der Männer,aber nur etwa ein Prozent der Frauen betroffen sind. Menschen mit einer Farbsehschwäche , auch Farbfehlsichtigkeit genannt, können Apps nicht bedienen, bei denen die App-Oberfläche zu wenig Farbkontrast zwischen Hintergrundfarbe und Schriftfarbe hat. Der Kontrast zwischen Schriftfarbe und Hintergrundfarbe kann mit der Kostenlosen Software Colour Contrast Analyser überprüft werrden. Ein guter Kontrast zwischen Schrift-und Hintergrundfarbe ist auch für Menschen mit einer starken Sehbehinderung sehr wichtig. Damit eine barrierefreie App in Sachen Farbgestaltung professionell aussieht, können Farben genutzt werden, die das Weltunternehmen Google empfiehlt. Hier der Link zu Material Design – The color system von Google. Bevor Sie Farbempfehlungen von Google in ihre App übernehmen, sollten Sie unbedingt den Kontrast mit der Software Colour Contrast Analyser überprüfen.
Menschen mit motorisch eingeschränkten Händen können Bedienelemente nicht betätigten, die zu klein sind.
Für Gehörlose Menschen gibt es ebenso Barrieren. Wenn Informationen nur akustisch zur Verfügung gestellt werden. Die meisten Sprachassistenten reagieren auf ein Kommando mit Sprachausgabe. Gehörlose Menschen können Sprachausgabe nicht wahrnehmen. Screenreader die den Bildschirminhalt nur vorlesen, sind eine für gehörlose Menschen nicht nutzbar.
Bedienungshilfen
Heutzutage haben alle Betriebssysteme Bedienungshilfen. Bedienungshilfen unterstützen Menschen mit körperlichen Einschränkungen bzw. Personen mit Behinderungen bei der Arbeit mit Computern, Laptops, Smartphones, Tablets und Ipads. Bedienungshilfen gibt es in den Betriebssystemen Windows, Android, IOS, Linux oder Mac OS. Leider gibt es viele unterschiedliche Begriffe für Bedienungshilfen.
Die Begriffe „Erleichterte Bedienung“,“Eingabehilfe“, „Zugänglichkeit“ und „Barrierefreiheit“ sind andere Worte für Bedienungshilfen.
Ein Screenreader, die Vorlesefunktion für blinde Menschen, gehört zum Begriff Bedienungshilfen. Leider gibt es in Unterschiedlichen Betriebssystemen unterschiedliche Begrifflichkeiten. Im Betriebssystem Windows heißt der Screenreader Sprachausgabe, während er im Betriebssystem Ubuntu unter Bildschirmleser zu finden ist. Sprachausgabe ist ein guter Begriff für einen Screenreader. Bildschirmleser, die Übersetzung des Betriebssystems Ubuntu ist wesentlich besser.
Es gibt folgende Screenreader:
Name des Screenreaders | Name des Betriebssystems |
---|---|
Sprachausgabe | Windows 10 / 11 |
NVDA | Windows 10 / 11 |
Orca | Ubuntu |
Voice Over | MacOS |
Voice Over | IOS |
Talkback | Android |
Anmerkung zur Tabelle
Den Screenreader Voice Over gibt es für 2 Betriebssysteme. Voice Over ist im Betriebssystem IOS und im Betriebssystem MacOS zu finden.
Eine Bildschirmlupe, für Menschen mit einer Sehbehinderung gehört ebenso zu den Bedienungshilfen.
Zugängliche Apps müssen so entwickelt sein, dass sie den Einsatz von Bedienungshilfen unterstützt.
Accessibility bei Apps – Welche Kriterien sollten unbedingt erfüllt sein
Folgende Kriterien müssen unbedingt erfüllt sein, damit eine App zugänglich ist:
- App-Oberfläche lesbar für Screenreader (Screenreadertauglich)
- Tastaturbedienbarkeit (bei Bedienung am Computer / Laptop)
- Der Tastaturfokus muss gut sichtbar sein
- Die App-Oberfläche ist, zoom fähig (vergrößer bar)
- Bedienelemente (Schalter, aufklappbare Listen, Eingabefelder) haben eine Mindestgröße
- Barrierefreier Farbkontrast zwischen Hintergrund-und Schriftfarbe
- Unterstützung von Bedienungshilfen (z. B. Screenreader, Bildschirmlupe)
Können Apps, ohne Programmierkenntnisse, auf Barrierefreiheit überprüft werden?
Im Betriebssystem Android gibt es eine Möglichkeit, Android Apps und progressive Web-Apps auf Zugänglichkeit zu überprüfen. Im Betriebssystem IOS von Apple geht es nicht.
Das Unternehmen Google hat eine App entwickelt, mit dem Namen Accessibility Scanner. Diese App kann aus dem Google Playstore installiert werden. Inzwischen ist sie oft schon installiert bei Geräten mit dem Betriebssystem Android und wird dann über die Eingabehilfen aktiviert. Mit dieser App können Native Apps und Progressive Web-Apps auf Zugänglichkeit überprüft werden.
Der Accessibility Scanner benötigt eine Erlaubnis, dass er über anderen Apps eingeblendet werden darf.
In den Einstellungen kann das Textkontrastverhältnis, das Bildkontrastverhältnis und die Größe des Berührungsbereichs angepasst werden.
Es gibt zwei Möglichkeiten, mit dem Google Tool eine Progressive Web App oder eine Native App auf Zugänglichkeit zu überprüfen: „Aufnehmen“ und „Snapshot“. „Aufnehmen“ macht jedes Mal einen Screenshot, wenn sich die App-Oberfläche ändert.
Mit dieser Methode geht es sehr schnell, eine komplette Android-App auf Barrierefreiheit zu überprüfen. Bei „Snapshot“ kann der Anwender festlegen, wann er die App-Oberfläche auf Barrierefreiheit überprüfen möchte.
Wenn der Accessibility Scanner Fehler findet in der Zugänglichkeit, dann sind die Fehlermeldung leicht verständlich formuliert. Der App-Anwender weiß dann, dass die gerade überprüfte App nicht barrierefrei ist.
In folgendem YouTube-Video zeige ich, wie das Überprüfen von Apps auf Barrierefreiheit mit dem Accessibility Scanner funktioniert:
Barrierefreie Apps – Wie können sie gefunden werden?
In den App-Stores von Google und Apple ist es nicht möglich, nach barrierefreien Apps zu suchen. Eine Suche in der Suchmaschine Google ist erfolgreicher: Dort ist es möglich, Progressive Web-Apps und Native Apps für Android zu finden. Beim Test habe ich Native Apps für das Betriebssystem iOS nicht gefunden.
Wo bekomme ich Hilfe?
Wenn Sie Hilfe benötigen weil Sie barrierefreie Apps suchen oder eine barrierefreie App programmieren lassen möchten, können Sie sich an mich bzw. an mein IT-Unternehmen wenden. Ich bitte Hilfe an beim Suchen von barrierefreien Apps und ich bitte Hilfe an, wenn Sie eine barrierefreie App programmieren lassen möchten.
Barrierefreie Apps, entwickelt von Marlem-Software
Das IT-Unternehmen Marlem-Software entwickelt seit Januar 2022 barrierefreie Apps.
Folgende barrierefreie Apps hat das IT-Unternehmen Marlem-Software bis jetzt entwickelt:
Schlussbemerkung
Barrierefreie Apps sind richtig toll und ich werde auch im Jahr 2023 weitere barrierefreie Apps programmieren und veröffentlichen.
Wenn Sie Fragen zu obige Themen haben, schreiben Sie mir eine Mail an info@marlem-software.de oder rufen Sie mich an unter 07072/1278463 .
Ein Gedanke zu „Barrierefreie Apps – Was ist das und wie können diese gefunden werden?“