In diesem Blogartikel habe ich die große Ehre, Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann interviewen zu dürfen.
Markus: Josefine, seit wann bist du Schachgroßmeisterin und was bedeutet das?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Ja, erstmal hallo! Ich trage seit 2018 den Titel „Weibliche Großmeisterin“. Im Schach gibt es verschiedene Titel, die nach Spielstärke sortiert sind. Für den Titel „Weibliche Großmeisterin“ braucht man eine Elo-Zahl von 2300 und dazu noch drei Normen, bei denen man eine Leistung von über 2400 gespielt hat. Außerdem muss man gegen starke Gegner spielen. Es gibt noch mehr Anforderungen, aber da werde ich nicht zu sehr ins Detail gehen.
Für Menschen die das Interview als Video anschauen möchten gibt es ein Video. Leider gibt es im Video Verzögerungen, weil die Internetverbindung zu diesem Zeitpunkt nicht so stabil war.
Markus: Also auf gut Deutsch: Du hast ganz schön was leisten und auch ganz schön lange üben müssen, um diesen Titel zu bekommen.
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Ja, durchaus.
Markus: Du hast nicht nur ein Masterstudium in Wirtschaftsmathematik erfolgreich abgeschlossen, sondern spielst auch seit 2015 in der Frauennationalmannschaft. Wie hast du es geschafft, beide anspruchsvollen Bereiche – dein Studium und deine Schachkarriere – unter einen Hut zu bringen und dabei in der Nationalmannschaft konstant erfolgreich zu sein?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Fairerweise muss man sagen, ich habe nicht durchgängig in der Nationalmannschaft gespielt seit 2015. Ich habe 2015 und 2017 gespielt und dann ab 2021 durchgängig bis jetzt. Ja, wie bringt man das beides unter einen Hut? Ich sage mal, es ist schwer zu schaffen, ohne dass irgendwas darunter leidet. Vielleicht war es am Ende auch beides, was etwas darunter gelitten hat, weil es natürlich eine Doppelbelastung ist. Aber ja, ich wollte immer Schach spielen, und das wusste ich. Dafür habe ich mir dann eben die Zeit genommen. Und ja, studieren hielt ich auch für wichtig, dementsprechend musste das auch sein.
Markus:
Okay, prima. Aber auch von mir ganz großen Respekt, das ist wirklich schon eine ganz tolle Sache, die du da geschafft hast.
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Danke.
Markus: Was fasziniert dich so sehr am Schach, dass du es zu deinem Beruf gemacht hast?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Sehr schwierige Frage… Ich glaube, für mich ist das, was Schach ausmacht, einfach, dass man nie auslernt. Man kann immer neue Sachen entdecken, egal wie viel man sich schon damit beschäftigt hat. Deswegen gefällt es mir auch, Tag für Tag damit zu verbringen, und darum habe ich mich entschieden, das Vollzeit zu machen.
Markus:
Okay, also ich muss auch zugeben, seit ich wieder frisch angefangen habe, hat mich das Schach einfach in den Bann gezogen. Mir geht’s genauso, ich kann nicht mehr aufhören.
Markus:
Nachdem du eine Schachpartie gespielt hast und du sie analysierst, welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit du sagst, es war von dir eine gute Schachpartie?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Es gibt bei mir häufig schon einen Indikator vor der Analyse: Wenn ich nach der Partie nicht sagen kann, dass ich irgendwas falsch gemacht habe – das muss nicht nur bei gewonnenen Partien sein, sondern auch, wenn es unentschieden ausgegangen ist – dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Fehler zumindest nicht offensichtlich für mich waren und dass das vielleicht ein Punkt ist, den ich einfach noch besser lernen muss. Ähnlich ist es dann auch nach der Analyse. Ich spiele selten fehlerfreie Partien, aber wenn die Fehler so sind, dass ich sage, mit meinem jetzigen Können kann ich sie nicht zu 100 % vermeiden, dann bin ich zufrieden. Wenn ich denke, das war ein Fehler, den ich nicht hätte machen dürfen, dann bin ich eben nicht zufrieden.
Markus:
Okay, vielen Dank. Sehr spannend! In diesen Monaten dreht sich alles um Olympia. Nach den Olympischen Sommerspielen und den Paralympics steht nun vom 10. bis 23. September die Schacholympiade in Budapest, Ungarn, an. Du spielst dort in der Frauennationalmannschaft. Was bedeutet das für dich?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Ich freue mich natürlich, in der Mannschaft zu sein. Am Ende hat das ja auch immer etwas damit zu tun, was man so für Leistungen vollbringt. Dementsprechend ist es natürlich eine Ehre, nominiert zu werden. Ich hoffe einfach, dass wir gut abschneiden.
Markus:
Okay, danke schön. Wie bereitet man sich auf eine Schacholympiade vor, wenn man vorher gar nicht weiß, gegen welche Schachgroßmeisterinnen man spielen wird?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Wir konzentrieren uns in der Vorbereitung vor allem darauf, zu üben, wie man gute Züge findet. Wir legen nicht den Fokus auf die Eröffnungsvorbereitung, sondern eher auf das schachliche Können. Irgendwann muss man ja eh selbst spielen, und da ist es fast egal, wer einem gegenüber sitzt. Man versucht einfach, gute Züge zu machen, und genau das wird vorher trainiert.
Markus:
Ich fände es interessant, wenn bei einer Schacholympiade Frauen und Männer gemeinsam in einer Mannschaft spielen würden. Wie stehst du zu dieser Idee?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Also theoretisch ist das ja möglich, Frauen könnten schon im offenen Wettbewerb mitspielen, aber dafür müssen sie eben die entsprechende Spielstärke mitbringen. Das ist jetzt in den wenigsten Ländern der Fall, dass es eine Frau gibt, die stark genug wäre, einen der Männer in den Mannschaften zu ersetzen. Man könnte natürlich auch über gemischte Teams nachdenken – vier Männer, vier Frauen. Ich habe da ehrlich gesagt noch nicht so tief drüber nachgedacht. Ich finde es so, wie es ist, ganz gut. Wir hatten einmal Online-Olympiaden, da wurden tatsächlich gemischte Teams gespielt. Das ist auch ganz interessant, weil man am Ende sieht, welche Länder beide Geschlechter fördern. Es gibt durchaus Länder, wo vor allem die Frauen gefördert werden, und Länder, wo vor allem die Männer gefördert werden. Diese Mischung ist dann auch ganz interessant, aber ich habe da keine strenge Meinung zu, sage ich mal.
Markus:
Okay, was mir aufgefallen ist: Es war ja dieses Jahr das Kandidatenturnier für die Schachweltmeisterschaft, und wenn man die Zahlen bei den Männern und bei den Frauen vergleicht, sieht man schon einen Unterschied. Insofern kann ich es auch ein bisschen nachvollziehen.
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Ja.
Markus:
Welche Ziele hast du dir für die Schacholympiade vorgenommen?
Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann:
Ich will einfach so gut wie möglich spielen und hoffe natürlich, dass das auch für das Team zutrifft. Das andere werden wir dann von Partie zu Partie sehen.
Markus:
Okay, fein. Josefine, ich bedanke mich für das Interview und wünsche dir viele Schachpartien, mit denen du zufrieden bist!
Weitere Informationen zur Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann
Webseite von Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann: Schachgroßmeisterin | Schachtrainerin Josefine Heinemann
Blog von Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann: Blog Schachgroßmeisterin | Schachtrainerin Josefine Heinemann
Youtube-Kanal von Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann: Youtube-Kanal von Schachgroßmeisterin | Schachtrainerin Josefine Heinemann
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2 Gedanken zu „Interview mit Schachgroßmeisterin Josefine Heinemann 2024 – Anlass: Schacholympiade“