Rollstuhlfechten: Die Vorbereitungen zur Deutschen Meisterschaft laufen auf hochtouren

Seit ca. 2,5 Jahren mache ich beim TSG Reutlingen Rollstuhlfechten. Nächstes Jahr im März 2016 gehe ich zur Deutschen Meisterschaft nach Heidelberg und möchte dort in meiner Fechtkategorie Deutscher Meister werden.

Was ist Rollstuhlfechten?

Rollstuhlfechten ist ein Sport für Menschen mit Behinderungen. Eine detallierte Beschreibung finden Sie im Blogartikel „Die Lust zum Rollstuhlfecht-Sieg, die tobt in mir!

Trotzdem nochmal kurz paar Grundsätzliche Dinge zum Rollstuhlfechten:

Trefffläche
Beim Degenfechten ist nicht – wie bei den Nichtbehinderten üblich – der gesamte Körper Trefffläche, sondern die Beine werden ausgeschlossen. Die Treffer können also nur oberhalb der Hüfte gesetzt werden. Beim Degen wird der Bereich unterhalb der Hüfte durch eine geerdete Brokatdecke abgedeckt.

Fechtstellung bei Beginn
Da die Rollstuhlfechter im Gegensatz zu den Fußgängern zu Beginn einen Abstand haben, der ihnen sofort einen Treffer ermöglicht, ist die Ausgangssituation reglementiert. Nach dem „Fertig“-Signal des Obmanns darf keiner der beiden Fechter seine Klinge mehr bewegen. Bei Verstoß oder vorzeitigem Beginn wird dies mit einer Verwarnung 1. Ordnung bestraft.
Als Ausgangsstellung dürfen bei Florett und Degen die Klingen nicht über die Glocke des Gegners hinausragen, beim Säbel dürfen sich die Klingen nicht kreuzen. Ebenso ist ein Berühren der Klingen vor dem „Los“-Signal des Obmannes nicht erlaubt.
Klassifizierung nach Behinderungsart und -grad
Im Prinzip darf jeder am Rollstuhlfechten teilnehmen, der durch eine dauerhafte Einschränkung Nachteile beim nicht-behinderten Fechten hat. Dazu zählen also nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch Amputierte oder Personen mit einer Knieversteifung.
Die Einteilung erfolgt in die Kategorien A, B und C. Bei komplettem Querschnitt kann man die Einteilung leicht vornehmen:
Fechter der Klasse A besitzen noch vollständig intakte Rücken- und Bauchmuskulatur, meist sind sie noch in der Lage, auf den Beinen zu stehen oder sogar zu laufen.
Fechter der Klasse B besitzen keine vollständige Rücken- und Bauchmuskulatur mehr, haben aber keine Einschränkungen im Bereich Arme und Hände.
Fechter der Klasse C haben auch keine vollständige Funktion von Armen und Händen aufzuweisen.
Ich bin Klasse C.
Quelle: Deutscher Fechter-Bund e.V.: Rollstuhlfechten

Rollstuhlfechten – Das Training im Verein

Seit einem Jahr gehe ich zweimal in der Woche trainieren. Montag von 18:00uhr bis 19:30uhr und Freitag von 17:00uhr bis 19:00uhr. Montags trainieren die Rollstuhlfechter unter sich. Freitags ist Inklusion angesagt, gemeinsames Training mit Fechtern ohne Behinderungen. Trainiert wird in der Storlachhalle in Reutlingen.
Wir trainieren an einem Stoßkissen und machen Partnerübungen.
Wichtig bei Fechten sind flüssige genaue Bewegungen, die sehr schnell erfolgen sollten. Um ein Fechtturnier gewinnen zu können, ist ebenso Muskelkraft und Kondition gefragt. Der Degen muss stets so gehalten werden, damit der Gegner es möglichst schwer hat den Körper zu treffen. Dies erfodert sehr viel Muskeln.

Die Webseite von der Fechtabteilung ist: TSG Reutlingen 1843 e.V. – Fechtabteilung + Rollstuhlfechten

Rollstuhlfechten – Training zu Hause

Zuhause mache ich Muskeltraining mit 1 Kg Gewichten. Weil ich mit meiner rechten Hand keine Gewichte halten kann, habe ich Gewichte mit Klettverschluss, die ich um das Handgelenk fixieren kann.

Das Muskeltraining mache ich Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils eine halbe Stunde.

Gewichte mit Klettband für Muskeltraining

Rollstuhlfechten – Das Ziel: Deutscher Meister der Klasse C!

Nächstes Jahr im März 2016 möchte ich zur Deutschen Meisterschaft nach Heidelberg und in der Klasse C deutscher Meister werden. Bis dahin gibt es noch viel zu trainieren!
Weiter geht es!

Rollstuhlfechter Markus Lemcke mit Fechtanzug und Degen im Rollstuhl sitzend

Paralympics 2014: Rückblick, Gedanken, Ausblick und Visionen

Am Sonntag gingen die Paralympics 2014 zu Ende. Ich möchte hier einige Gedanken anbringen, die mir so durch den Kopf gingen.

Das deutsche Team – mein erster Eindruck

Bei der Eröffnungsfeier war ich zunächst sehr enttäuscht. Es war ein sehr kleines Team, dass Deutschland nach Sotschi geschickt hat. Da leider außerhalb der Paralympics sehr wenig vom Behindertensport zu sehen und zu lesen ist, wußte ich natürlich nicht, dass da lauter Stars ins Stadion kamen. 5 Damen die alle gleich mehrere Medaillen holten.

Hilfe benötigen und bekommen ist ganz normal

Außerhalb der Paralympics als Mensch mit Behinderung Hilfe benötigen ist in Deutschland noch immer sehr gruselig. Lange, mehrseitige Anträge müssen ausgefüllt werden und oft verbietet das Gesetz den gesunden Menschenverstand einzusetzen.
Um Ihnen den Unsinn so richtig deutlich zu machen folgendes Beispiel:
Jemand ist 100% Schwerbehindert. Wäsche waschen und putzen macht die Mutter, weil die Person es selber nicht kann. Wenn die Mutter das irgendwann mal nicht mehr kann muss die Person ins Behindertenheim, weil der Staat lieber 2000,- Euro für einen Platz im Behindertenheim bezahlt statt pro Monat 200,- Euro für eine Putzhilfe! Für die Bezahlung einer Putzhilfe gibt es einfach kein Gesetz!

Bei den Paralympics gelten andere „Gesetze“! Es ist selbstverständlich, dass blinde und sehbehinderte Ski-Langläufer einen Begleitläufer bekommen. Der Begleitläufer übermittelt per Sprache dem Behindertensportler wohin es geht und was vor Ihnen für eine Strecke liegt. Sogar Ski Alpin machen blinde und sehbehinderte Sportler mit Hilfe einer Begleitperson.
Wer Hilfe benötigt, bekommt sie auch! Warum geht das nur bei den Paralympics?

Vergleichen ja, aber fair

Beispiel aus meinem früheren Berufsleben im Angestelltenverhältnis:
„Ja Herr Lemcke, Sie sind einfach zu langsam. Kollege X ist viel schneller wie sie, ich muss sie kündigen!“. Sehr clever! Kollege X hat auch zwei voll funktionstüchtige Hände, während meine rechte spastisch gelähmte Hand zu sehr sehr wenig Dingen brauchbar ist!
Was fehlte? Die Bereitschaft darüber nachzudenken, wie die spastisch gelähmte Hand mit Hilfe von technischen Möglichkeiten ausgeglichen werden kann. Es fehlte auch die Einsicht, dass es bestimmte Tätigkeitren gibt, die ich besser gar nicht mache, weil es aufgrund meiner Behinderung gar nicht klappen kann oder viel zu lange dauert!
Inzwischen bin ich selbstständig und es klappt wunderbar! Ich mache mir VOR der Auftragsaquise Gedanken, welche Aufträge machen Sinn und welche nicht. Für schwierige Tätigkeiten entwickle ich Spezial-Software die mir Hilft die Arbeit schneller zu erledigen oder ich bereite die Arbeit so gut vor, dass alles klappt wie am Schnürchen!
Ich habe bei bestimmten Tätigkeiten eine andere Art abzurechnen und bin deswegen sogar Konkurrenzfähig gegenüber Unternehmer ohne Behinderung!!!
Auch wenn vergleichen noch immer in der Gesellschaft große Mode ist, es macht oft überhaupt keinen Sinn! Menschen sind viel zu unterschiedlich. Das ist auch ein Problem bei den Paralympics! Es gibt von ein und der selben Behinderung verschiedenste Auswirkungen. Wie sollen die miteinander verglichen werden?
Im folgenden Blogartikel habe ich das Grundprinzip erklärt:
Paralympics 2014: Wie können verschiedene Behinderungen sportlich fair miteinander verglichen werden

Allerdings kommt noch ein anderer Faktor dazu, die Zeit! Bei Behindertensportlern die eine schwere Behinderung haben läuft die Zeit langsamer wie bei Behindertensportlern mit einer leichten Behinderung. Mit dieser Methode ist es tatsächlich möglich, verschiedenste Behinderungen fair miteinander zu vergleichen!
Bleibt die spannende Frage warum das nur bei den Paralympics funktioniert und sonst nicht? Ich würde mich sehr freuen, wenn viele meiner Blogleser darüber nachdenken würden ob es sich nicht lohnt, diese paralympische Idee in die Gesellschaft zu integrieren. Beim Anblick von Menschen nach Stärken zu suchen und nicht nach Schwächen! Zusätzlich für die Schwächen einen unbürokratischen Ausgleich schaffen. Das wäre cool, oder?!

Wichtigkeit der Paralympics bei der Presse, Internet und Fernsehen

Es war für mich was ganz besonders als ein Tag vor Beginn der Paralympics auf der Titelseite einer Reutlinger Tageszeitung ein Foto eines Paralympics-Sportlers zu sehen war! Die Presse war dabei! Alle großen Nachrichten-Webseiten berichteten täglich über die Paralympics. Täglich wurde in ARD und ZDF mehrere Stunden über die Paralympics berichtet. Beide Sender hat ehemalige Paralympics-Sportler als Experten. Es war einfach phantastisch!

Das abschneiden des deutschen Teams

Der Blick auf den Medaillenspiegel nach Sportlern zeigt „Klasse, statt Masse“! Das deutsche Paralympics-Team war klein, aber fein! Anna Schaffelhuber schaffte von 5 Wettbewerben 5 Goldmedaillen. Sie ist zweifelsohne ein Paralympics-Star! Andrea Eskau zeigte mit Ihren zwei Goldmedaillen, dass auch bei Ihr mehr drin gewesen wäre, wenn die Gesundheit mehr mitgespielt hätte! Leider war sie zweimal nicht fit und musste den Wettbewerb vorzeitig abbrechen. Andrea Rothfuss und Anja Wicker sorgten für weitere Gold-und Silbermedaillen. Anna-Lena Forster holte Silber und Bronze. Insgesamt erreichte Deutschland den zweiten Platz im Medaillenspiegel.

Wünsche und Visionen für die Zukunft

Ich wünsche mir, dass Anna Schaffelhuber in vielen Sportsendungen zusehen ist und somit bekannt wird. Vielleicht wird sie ja Sportlerin des Jahres 2014!
Ich wünsche mir, dass einmal in der Woche im Fernsehen über Behindertensport berichtet wird. Regelmäßig!
Ich wünsche mir, dass Behindertensportler die gleiche finanzielle Förderung bekommen wie Sportler ohne Behinderung.
Ich wünsche mir, dass Menschen nur fair miteinander verglichen werden.

Ich wünsche mir mehr Paralympics für die Welt!

Paralympics 2014: Deutscher Medaillenregen am Schlusstag

2mal Gold, einmal Silber und eine Bronze-Medaille am Schlusstag der Paralympics.

Anna Schaffelhuber hat zum Abschluss der Paralympics von Sotschi ihre fünfte Goldmedaille gewonnen. Die querschnittsgelähmte Monoskifahrerin gewann nach Abfahrt, Super-G, Slalom und Super-Kombination auch den Riesenslalom. Sie ist das Golden Girl der deutschen Paralympics-Mannschaft.

Andrea Eskau landete nach einer Woche mit Höhen und Tiefen im 5-Kilometer-Rennen mit dem Ski-Schlitten einen unerwarteten Gold-Coup. In der stehenden Klasse gewann Fahnenträgerin Andrea Rothfuss Silber. Anna-Lena Forster (18) krönte ihre ersten Paralympics mit Bronze im Riesenslalom.

Im Medaillenspiegel steht Deutschland auf Platz 2 hinter Russland. Medaillenspiegel

Paralympics 2014: 4 Medaillen für Deutschland

Anna Schaffelhuber holte Gold und Anna-Lena Forster Silber in der Super-Kombination. Biathletin Anja Wicker und Andrea Rothfuss holen eine Silber Medaille.

Anna Schaffelhuber steht kurz davor alle 5 Wettbewerbe zu gewinnen. Sie hat heute in der Superkombination souverän ihre vierte Goldmedaille gewonnen. Teamkollegin Anna-Lena Forster konnte sich die Silbermedaille sichern. Eine Bronzemedaille konnte in der Superkombination nicht vergeben werden. Alle anderen Starterinnen hatten aufgegeben, waren bereits zuvor ausgeschieden oder beim abschließenden Super-G-Lauf nicht ins Ziel gekommen.

Biathletin Anja Wicker heimste ebenfalls ihre zweite Medaille bei den Paralympics 2014 ein. Sie holte Silber. Andrea Rothfuss holte ebenfalls Silber in der Superkombination stehend. Ein grandioser Tag für das deutsche Paralympics-Team.

Paralympics 2014: Anna Schaffelhuber ist das neue „Covergirl“ und bekommt doch die dritte Goldmedaille

Die dreifache Goldmedaillengewinnerin Anna Schaffelhuber könnte Symbolfigur des zukünftigen Behindertensports werden.

Im Vorfeld der Paralympics sagte Anna Schaffelhuber viele Interviews ab. Die 21 jährige Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber verkörpert die Zukunft der deutschen Paralympier. Sie gewann zweimal Gold, in der Abfahrt und im Super-G. Und auch im Slalom war Schaffelhuber nach dem ersten Lauf die Schnellste. Ein Protest führte zur Disqualifikation von Anna Schaffelhuber. Der Protest wurde zurückgewiesen und Schaffelhuber wurde die dritte Goldmedaille zugesprochen.

Gegenüber Journalisten redet Schaffelhuber über Leistungsdruck und Stürze ihrer Konkurrenz, über Doping-Kontrollen und ihr Jurastudium, nicht aber über Ihre Behinderung. „Ich kann mich auf meine Ziele konzentrieren“, sagt sie. „Das ist unbezahlbar.“

„Sie ist eine Werbeträgerin, die den Verband auch an der Basis stärkt“, sagt Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes.

Paralympics 2014: Wicker gewinnt überraschend Gold im Biathlon

Gold Nummer vier für Deutschland: Die Stuttgarterin Anja Wicker gewinnt die vierte Goldmedaille für Deutschland.

Anja Wicker hat bei den Paralympics in Sotchi im Biathlon die vierte Goldmedaille gewonnen. Niemand hat damit gerechnet, dass die 22-jährige Stuttgarterin Chancen auf Gold hat. Es war die vierte Goldmedaille für das deutsche Paralympics-Team.
„Das ist der Wahnsinn und eine kleine Sensation – aber völlig verdient. Bei diesen schwierigen Bedingungen hat sie alles abgerufen und hat fehlerfrei geschossen“, sagte Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS).
Die deutsche Andrea Eskau war eigentlich Favoritin für die Goldmedaille im Biathlon in der sitzenden Klasse. Sie gab jedoch nach 5 Fehlschüssen auf.

Für Wicker war es bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme der erste große internationale Erfolg.

Sendezeiten / Sendetermine im Fernsehen der Paralympics 2014

ARD / ZDF Sendeplan Sendezeiten
Tag Datum von – bis (MESZ) Sendung Sender
Freitag 07.03.2014 16:45 – 19:00 ZDF Sportsendung ZDF
19:25 – 20:15
Samstag 08.03.2014 08:15 – 09:20 ZDF Sportsendung ZDF
16:20 – 16:57
Sonntag 09.03.2014 10:30 – 11:05 ZDF Sportsendung ZDF
12:10 – 12:25
16:05 – 16:20
Montag 10.03.2014 12:00 – 13:00 ZDF Sportsendung ZDF
Dienstag 11.03.2014 12:00 – 13:00 ZDF Sportsendung ZDF
15:05 – 16:00
Mittwoch 12.03.2014 09:00 – 09:20 Paralympics live ARD
10:35 – 11:20
12:30 – 14:00
Donnerstag 13.03.2014 09:00 – 09:20 Paralympics live ARD
10:35 – 11:20
12:30 – 14:00
17:15 – 17:45
Freitag 14.03.2014 10:00 – 10:25 Paralympics live ARD
12:00 – 13:00
18:30 – 19:30
Samstag 15.03.2014 08:00 – 08:45 Paralympics live ARD
16:40 – 17:00
Sonntag 16.03.2014 08:00 – 08:45 Paralympics live ARD
09:30 – 09:50
18:00 – 20:00