Rollstuhlfechten: Simone Briese-Baetke gewinnt den Weltcup 2014

Diesen Blogartikel widme ich Simone Briese-Baetke. Sie hat den Weltcup 2014 in der Kategorie B im Rollstuhlfechten gewonnen!

Wer ist Simone Briese-Baetke?

In Wikipedia steht folgendes:
Simone Briese-Baetke (* 2. April 1966) ist eine deutsche Rollstuhlfechterin.
Die an Multipler Sklerose erkrankte und querschnittsgelähmte Sportlerin startete ihre sportliche Laufbahn beim TUS Makkabi Rostock. Später wechselte sie zum FC Tauberbischofsheim. Briese-Baetke ficht mit Degen und Florett und ist mehrfache Weltcupsiegerin, Europameisterin 2009 mit dem Degen, Bronzemedaillengewinnerin 2010 und 2011 bei der Weltmeisterschaft. Bei den Paralympics 2012 gewann sie die Silbermedaille.

2013 bei den Weltmeisterschaften in Budapest verlor sie erst im Florett-Halbfinale gegen die Paralympicssiegerin von 2012 Yao Fang mit 6:15 und erhielt die Bronzemedaille.

Quelle: Simone Briese-Baetke

Im Alter von 22 Jahren erkrankte Simone Briese-Baetke an Multipler Sklerose. Schwere Schübe schränkten Ihre Bewegungsfähigkeit stark ein und fesselten Sie immer wieder ans Bett. Dann bekam Sie auch noch Epilepsie, bis zu 30 Anfällen im Monat.

1996 entschloss sich Simone Briese-Baetke zu einer riskanten Operation, um die Epilepsie zu stoppen. Der Eingriff gelang, allerdings wurden Kurzzeitgedächtnis und Sehnerv dabei beschädigt. „Mein Gesichtsfeld ist stark eingeschränkt. Wenn man sich zwei Toilettenpapierrollen vor die Augen hält und durchblickt, hat man einen Eindruck von den 35 Prozent Blickfeld, die mir geblieben sind.“ erklärt Simone Briese-Baetke.

Im Jahr 2001 hatte Simone Briese-Baetke solch einen schweren MS Schub, dass Sie ein dreiviertel Jahr im Bett lag. Nach 3 Jahren harter Arbeit mit Unterstützung von mehreren Therapeuten, konnte Sie wieder in den Rollstuhl. Sofort wollte Simone wieder Sport machen. Sie entschied sich für Rollstuhlfechten.

Die Rollstühle werden auf ein Gestell festgemacht. Somit kann nur mit dem Oberkörper Ausweichmannöver gemacht werden. Vor und zurück bewegen geht nicht! Rollstuhlfechter müssen grundsätzlich zwei Disziplinen wählen. Simone Briese Baetke griff zu Degen und Florett, begann mit dem täglichen Training und nahm nach neun Monaten an ihrem ersten Weltcup teil und holte Silber.

Zunächst trainierte Sie in der Fechthochburg Tauberbischofsheim, dann zog Sie nach Reutlingen. In der Uniklinik Tübingen fühlt Sie sich in Sachen Multipler Sklerose gut betreut.

Ein lesenswerter Artikel über Simone Briese-Baetke kam in der FAZ:
Der ganz persönliche Tunnelblick

Weltcup, Paralympics, Weltmeisterschaftsteilnahme und Europameisterin

Seit dem Jahr 2008 fechtet Simone im Weltcup. 2012 gewann Simone Briese-Baetke bei den Paralympics im Degen die Silbermedaille. Sie nahm an Weltmeisterschaften teil und 2014 wird Sie Europameisterin.

Simone Briese-Baetke gewinnt den Weltcup 2014!

Im Rollstuhlfechten finden Weltcup-Turniere statt. Das sind Turniere bei denen sich die besten Rollstuhlfechter der Welt treffen und ein Turnier austragen. Diese Turniere finden nicht immer im gleichen Ort bzw. Land statt, sondern sie sind verteilt auf der ganzen Welt!
Das letzte Weltcup-Turnier dieses Jahr war im Dezember in Hongkong! Simone Briese-Baetke gewann dieses Turnier im Degen in der Kategorie B. Schon vor diesem Turnier führte Sie im Degen in der Weltrangliste mit über 100 Punkte! Somit ist klar, dass Sie Welt-Siegerin im Degen in der Kategorie B ist! Über WhatsApp schrieb Sie mir aus Hongkong „Das war ein hartes Stück Arbeit!“. Gratulation Simone!!!

Respekt!

Ich weiss nicht wie es Ihnen geht liebe Blogleser, aber ich werde ganz nachdenklich, wenn ich über das Leben von Simone Briese-Baetke nachdenke! Simones Leben zeigt für mich das die innere Haltung zum Leben wesentlich wichtiger ist als ein Körper ohne Einschränkungen. Seit ich Simone kenne, bin ich motivierter und dankbarer geworden.
Frohe Weihnachten!

Die Lust zum Rollstuhlfecht-Sieg, die tobt in mir!

In diesem Blogartikel geht es mal um was persönliches. Ich schildere was mein Körper vor zwei Jahren sich „ausgedacht“ hat und warum ich jetzt begeisterter Rollstuhlfechter bin.

Einfach so plötzlich Schmerzen

Im Alter von 42 Jahren hatte ich von jetzt auf nachher Schmerzen in der linken Schulter. Innerhalb von wenigen Stunden waren sie so stark, dass ich den Arm nur schwer bewegen konnte. Am Anfang hat Magnesiumpulver geholfen. Aber nicht lange. Ein Termin beim Orthopäde war notwendig. Diagnose: Muskelverspannunngen altersbedingt! Der Orthopäde meinte: „Herr Lemcke, bei Ihrer Behinderung ist das in dem alter nicht ungewöhnlich!“. Na Super und jetzt?

Krankengymnastik hilft, aber nicht so ganz !

Der Orthopäde hat mich ins Reha-Zentrum Oberwässere geschickt. Die spezielle Drucktechnik der Therapeutin hat sofort geholfen! Aber wenn die Schmerzen am Wochenende kamen, wußte ich nicht was ich dagegen tun sollte. Es musste eine andere Lösung her!

„Mein Sohn Du musst zum Behindertensport!“

Mein Vater hatte die zündete Idee: Behindertensport. Bei einem Besuch bei Martin Sowa wurden mir die Behindertensportarten des TSG Reutlingen vorgestellt. Ich habe überlegt bei welcher Sportart ich die wenigsten Einschränkungen durch meine Behinderung habe und meine Schulter wieder fit wird. Meine Wahl fiel auf Rollstuhlfechten!

Ein strahlendes Trainergesicht motiviert!

Ich nahm per Mail mit Fechttrainer Philipp Pleier Kontakt auf. Als ich dann in der Storlachhalle kam, erfuhr ich, dass ich nicht von Philipp trainiert werde sondern von einer Beate Hummel. Es war einfach Sympathie auf den ersten Blick! Beate ist ein sehr positiver, lieber Mensch, aber auch eine konsequente Fechttrainerin! Beeindruckt hat mich Ihre große Bereitschaft sich in die Welt der Behinderten einzufühlen.
Beates Aufwärmübungen waren ein wichtiger Schritt meine Schulterschmerzen ein für alle mal los zu werden!

Inklusionssport – Als Behinderter nicht in der Ecke sondern mitten drin

Zur selben Zeit wie die Menschen mit Behinderungen trainieren, trainieren auch die Fechter ohne Behinderung. Regelmäßig werden Partnerübungen gemacht: ein Fechter ohne Behinderung mit einem Fechter mit Behinderung. Das geht wunderbar und motiviert!

Wie funktioniert Rollstuhlfechten?

Meine Behinderung heißt Spastik. Ich bin gehbehindert und meine rechte Hand ist stark behindert. Also ich bin kein Rollstuhlfahrer. Zum Fechten sitze ich aber im Rollstuhl. Ich trage eine Maske, eine Fechtjacke und einen Fechthandschuh. Meine Waffe ist ein Degen.

Die Rollstühle werden auf einem Gestell fixiert. Also dem Degen des Gegners ausweichen durch wegfahren geht nicht. Entweder dem gegnerischen Degen ausweichen durch bewegen des Oberkörpers oder abwehren mit dem eigenen Degen.

Die Trefferfläche ist oberhalb der Hüfte.

Weil es sehr unterschiedliche Behinderungsarten gibt, wird in Kategorien eingeteilt: A, B und C.

Eine Paralympics-Rollstuhlfechterin kommt nach Reutlingen

Plötzlich war Sie da, eine neue Rollstuhlfechterin. Sie ist sehr zurückhaltend, bescheiden, lieb und eher unscheinbar. Aber gib Ihr einen Degen in die Hand und Sie wird zur „Fechtmaschine“! 2012 gewann Sie Silber bei den Paralympics in London. 2013 holte Sie Bronze bei der WM mit dem Florett. Sie ist amtierende Europameisterin im Degen in der Kategorie B! Simone Briese-Baetke  .

Simone brachte einen gigantischen Motivationsschub für mich! Plötzlich war Schluss mit nur die Schulterschmerzen los werden. Plötzlich war der Gedanke „Mal schauen wie weit ich komme im Rollstuhlfechten!“. Ich bin ehrgeizig geworden.

Keine Schmerzen, dafür Muskeln, Ausdauer und mehr Energie im Alltag!

Zum letzten Weihnachten bekam ich ein Theraband geschenkt. Mit ihm trainiere ich 3-4mal in der Woche! Es Dient ebenso zum Muskelaufbau. Meine Schulterschmerzen sind komplett weg, ich bin nicht mehr so schnell erschöpft, und habe mehr Energie für den Alltag.

Mein Körper erholt sich schneller, wenn ich mal erschöpft bin oder doch mal leichte Rückenschmerzen habe.

Der Blick in den Spiegel zaubert oft ein Schmunzeln in mein Gesicht. Meine linken Oberarmmuskeln sind sehr ungewohnt, aber auch beeindruckend. Das sind die Auswirkungen von Beates Aufwärmübungen und regelmäßige, wöchentliche Besuche des Rollstuhlfechttrainings!

Es lohnt sich, auch als Mensch mit Behinderung Sport zu machen. Es macht riesig viel Spass und verbessert den körperlichen allgemeinzustand ganz erheblich!

Die Lust zum Rollstuhlfecht-Sieg, die tobt in mir!