Barrierefreies Webdesign nach BITV 2.0: Texte sind lesbar und verständlich zu gestalten

In der BITV 2.0 in der Anforderung 3.1 ist zu lesen „Texte sind lesbar und verständlich zu gestalten“. Was das genau bedeutet, erfahren Sie in diesem Blogartikel.

Das Internet ist für alle da. Menschen mit Hauptschulabschluss, mit Mittlere Reife, mit Abitur, mit Lernbehinderung und mit geistiger Behinderung. Dies hat Konsequenzen für die Gestaltung von Texten auf Webseiten. Ebenso sollte auch der Browser wissen welche Sprache auf der Webseite verwendet wird. Aber lange Rede kurzer Sinn, ich erkläre es der Reihe nach.

Hauptsprache der Webseite angeben

Damit Screenreader wissen in welcher Sprache eine Webseite geschrieben ist, müssen Sie die Hauptsprache der Webseite angeben. Wenn Sie Ihre Webseite auf HTML5 schon umgestellt haben, können Sie die Hauptsprache so angeben:
<html xml:lang=“de“ lang=“de“>
Screenreader können den gelesen Text in Braille übersetzen oder vorlesen. Damit das vorlesen klappt muss eine Wortliste in der richtigen Sprache geladen werden.

Anderssprachige Abschnitte ausgezeichnet

Wenn Sie innerhalb einer Seite die Sprache wechseln müssen Sie das ebenfalls mit dem Lang-Attribut kennzeichnen. So können Sie einzelne Abschnitte in anderen Sprachen schreiben, so dass die Screenreader es erkennen.

Anderssprachige Wörter ausgezeichnet

Einzelne Wörter die in einer anderen Sprache geschrieben werden, müssen ebenfalls mit dem Lang-Attribut ausgezeichnet werden.

Diese Kriterien sind wichtig, damit der Screenreader von blinden und sehbehinderten Menschen mit Webseiten klar kommen. Jetzt kommen Kriterien für Webseitenbesucher.

Vermeiden Sie verschachtelte Sätze

Menschen mit einer Lernbehinderung haben Probleme mit verschachtelten Sätzen. Deswegen sollten Sie Ihre Sätze kurz halten und lieber mehrere Sätze schreiben.

Vermeiden Sie Fachausdrücke, wenn es möglich ist

Auf Webseiten für ein bestimmtes Fachgebiet wird gerne mit Fachchinessisch (=Fachausdrücke) um sich geworfen. Wann immer es geht, sollten Sie Fachausdrücke vermeiden. Eine andere Idee ist, dass Sie Fachausdrücke in einem Nebensatz erklären, oder Sie erstellen ein Lexikon in dem Sie die Fachausdrücke erklären.

Wenn diese Kriterien erfüllt sind, haben Sie die Anforderung 3.1 „ Texte sind lesbar und verständlich zu gestalten“ erfüllt.


Barrierefreies Webdesign mit der BITV 2.0 – Artikelreihe

Barrierefreie Software-Entwicklung: Wie kann eine Software für Menschen mit einer Lernbehinderung barrierefrei gemacht werden?

Im Blogartikel „Accessibility – Barrierefreie Software-Entwicklung: Lernbehinderungen“ habe ich erklärt, welche Probleme gehörlose Menschen bei der Bedienung von Software haben. In diesem Blogartikel erfahren Sie wie Software entwickelt werden kann, damit Menschen mit einer Lernbehinderung wenig Probleme bei der Bedienung von Software haben.

Im ersten Artikel habe ich erwähnt, dass es nicht ganz einfach ist, die verschiedenen Arten der Lernbehinderung zu berücksichtigen. Deswegen möchte ich hier auch etwas „Druck“ raus nehmen. Es ist mit Sicherheit nicht möglich, alle Arten der Lernbehinderung zu berücksichtigen. Deswegen möchte ich in diesem Artikel Vorschläge machen, welche Maßnahmen helfen, eine Software für Lernbehinderte zugänglich zu machen.

Texte, zum Beispiel Hilfetexte, sollten kurze Sätze haben. Versuchen Sie verschachtelte Sätze zu vermeiden. Wenn Sie Fremdwörter , zum Beispiel Fachbegriffe verwenden, sorgen Sie dafür, dass es eine Möglichkeit gibt, nachzulesen, was der Fachbegriff bedeutet. Eine Idee ist zum Beispiel, dass Sie einen Link setzen auf einen Lexikoneintrag in dem der Fachbegriff verstädnlich erklärt wird. Der Königsweg ist natürlich, die Vermeidung von Fachbegriffen. Ich bin mir aber dessen bewusst, dass dies nicht immer möglich ist.

Wenn Sie Eingabemasken gestalten, sollten Sie darauf achten, dass die Eingabefelder eine Beschriftung haben und es eindeutig erkennbar ist, welche Beschriftung zu welchem Eingabefeld gehört.

Falls Ihre Software Fragen beinhalten die schriftlich beantwortet werden müssen, kann das für Menschen mit Lernbehinderung ein Problem darstellen. Eine Alternative könnte sein, dass Sie bestimmte Antwortmöglichkeiten vordefinieren und der Anwender ein Antwort per Mausklick auswählen kann.

Wenn Ihre Software eine Hilfe hat, können Sie darüber nachdenken, ein paar Videos einzubauen. Menschen mit einer Leseschwäche, können unter Umständen ein Video besser nachvollziehen wie geschriebener Text.

Dies sind einige Anregungen wie Sie Ihre Software für Menschen mit Lernbehinderungen zugänglicher machen können.

Barrierefreiheit – wer braucht das?

Barrierefreiheit – wer braucht das? Ich gehe von mir aus. Ich mache nicht gern Dinge, bei den mir nicht klar ist, warum und für wen. Bevor ich tiefer in die Materie einsteige um zu beschreiben, wie man Internetseiten bzw. Software barrierefrei macht, möchte ich hier erörtern welcher Personenkreis davon profitiert. Ich möchte hier einige Behinderungsarten kurz beschreiben und erklären, welche Probleme diese Personengruppe beim Umgang mit Software und Internetseiten haben.


Sehbehinderung
Eine Sehbehinderung kann bei der Geburt, durch eine Augenverletzung oder als Begleiterscheinung des älter werdens entstehen. In die Personengruppe „Sehbehinderung“ möchte ich auch blinde Menschen aufnehmen. Wenn man gar nichts sieht, ist das eine erhebliche Behinderung. Farbfehlsichtigkeit (z. B. Farbenblindheit) ist auch eine Einschränkung des Sehvermögens.

Blinde Menschen können mit Hilfe eine Software(=Screenreader) nur lesen, deshalb sind Bilder ohne einen Beschreibungstext nicht wahrnehmbar.

Menschen mit einem geringen Sehrest haben Probleme bei kleinen Schriften oder zu wenig Farbkontrast zwischen Schrift-und Hintergrundfarbe. Deswegen sollte die Schriftgröße oder die Farben bei Internetseiten und Software veränderbar sein.

Da Menschen mit einer Sehbehinderung und auch blinde Menschen fast nur mit der Tastatur arbeiten, sollte die Software/Webseite nicht nur mit der Maus, sondern auch per Tastatur bedienbar sein.

Werden auf einer Webseite bzw. in einer Software Videos bereitgestellt, sollte eine Zusammenfassung des Videos in Schriftform bereitgestellt werden.


Motorische Behinderung
Motorische Behinderungen sind Behinderungen bei denen ein oder mehrere Körperteile nur eingeschränkt oder gar nicht eingesetzt werden können.

Motorische Behinderungen können bei der Geburt, bei einem Unfall oder durch einen Schlaganfall entstehen. Oft hat eine Motorische Behinderung zur Konsequenz, dass nur ein Arm(oder eine Hand) zum Bedienen eines Computers/Laptops verwendet werden kann.

Die Auswirkungen können sehr unterschiedlich sein. Manche dieser Menschen arbeiten lieber mit der Maus, andere lieber mit der Tastatur. Deswegen ist es auch hier wichtig, dass die Software/Webseite mit Maus und Tastatur zu bedienen ist.

Häufig haben diese Menschen auch Probleme beim drücken von Tastenkombinationen(mehrere Tasten gleichzeitig drücken). Deswegen sollten Menü-Shortcuts (z. B. Strg+O für Datei öffnen) vom Anwender verändert werden können.


Gehörlose
Gehörlose können mitunter auch Probleme beim Sprechen haben.
Um Wörter richtig aussprechen zu können, muss man sie vorher gehört haben.
Wenn man sie nicht richtig hört, ist die korrekte Aussprache sehr schwierig.
Webseiten und Programme die bestimmte Informationen nur Akustisch wiedergeben, sind für gehörlose Menschen eine unüberbrückbare Hürde.
Deswegen sollten akustische Informationen zusätzlich in Schriftform oder in Gebärdensprache bereit gestellt werden.


Lernbehinderungen
Menschen mit Lernbehinderung sind nicht „dumm“. Lernbehinderung bedeutet nicht, dass jemand gar nichts weiß, sondern dass jemand vielleicht etwas länger braucht bis zum Lernziel oder dass eine gewisse Präsentationsweise des zu lernenden Stoffes angewandt werden muss, damit dass Lernziel erreicht wird.

Menschen mit Lernbehinderungen brauchen einfache und leicht durchschaubare Menus/Navigationen. Außerdem ist ein reichhaltiges Angebot an Hilfen (FAQ,Glossar usw.) sehr hilfreich.

Folgende Punkte sind für Texte wichtig:
-Viele Überschriften mit wichtigen Stichwörtern
-Kurze Sätze
-Texte sollten möglichst kurz sein
-Beschränkung auf das Wesentliche


Menschen im fortgeschrittenen Alter
Es hat sich in unserer Gesellschaft so manch Begriff verbreitet, mit dem ich nicht glücklich bin. Zum Beispiel die Personengruppe „50+“. Ich habe ganz bewusst, diesen Begriff nicht in die Überschrift genommen, weil ich nicht glaube, dass alle Menschen über 50 die selben Alterserscheinungen haben. Deswegen schreibe ich „Menschen im fortgeschrittenen Alter“, da kann jeder selbst entscheiden, ob er dazugehört oder nicht!

Die Zahl der Menschen im fortgeschrittenen Alter die sich im Internet tummeln, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Diese Menschen brauchen klar strukturierte Internetseiten, ausreichenden Farbkontrast und veränderbare Schriftgrößen.

Barrierefreiheit wird im englischen Accessibiliy genannt. Im Artikel Was bedeutet Accessibility? können Sie mehr darüber lesen.

Diese Personengruppen profitieren alle von barrierefreien Internetseiten und Software.

Gerne dürfen Sie auch meine Webseite besuchen:

Marlem-Software – Barrierefreiheit